Nikolina Grgic
Referentin der Plattform Industrie 4.0
Die Plattform Industrie 4.0 vereint seit sechs Jahren die wichtigsten Stakeholder aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite unter einem Dach und leistet Pionierarbeit, um den digitalen Wandel in der Produktion für alle Seiten möglichst erfolgreich und verträglich zu gestalten – ein weltweit einzigartiger Ansatz, der gerade bei der Implementierung von KI (AI) in der Arbeitswelt hilfreich ist.
Das Projekt „AI for GOOD“, das durch den AK-Digitalisierungsfonds finanziert wird, hat sich zum Ziel gesetzt, den Weg für einen menschzentrierten Ansatz bei der Umsetzung von AI-Lösungen zu ebnen, und setzt sich damit auseinander, wie AI den Menschen in der Qualitätskontrolle unterstützen kann.
Praxiserprobte Hilfestellungen für die Arbeitswelt
Im Rahmen des Projektes wird anhand konkreter Beispiele die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine näher analysiert und hier vor allem die Perspektive der Arbeitnehmer(innen) miteinbezogen. In der Qualitätskontrolle in der Produktion kommt man durch den Einsatz von AI (Artificial Intelligence) weg vom manuellen Pass/Fail-Qualitätsverfahren hin zu (teil-)automatisierten Messverfahren. Mitarbeiter(innen) werden durch den Einsatz von Analysealgorithmen frühzeitig bereits auf minimale Produktionsfehler aufmerksam. Bei zunehmend geringen Losgrößen und höherer Variabilität der gefertigten Produkte übernehmen AI-Systeme repetitive, monotone Arbeitsschritte, während der Mensch verstärkt seine kognitiven und domänenspezifischen Fähigkeiten einbringt. In einem menschzentrierten Ansatz bei der Implementierung von AI bleiben Mitarbeiter(innen) daher immer Teil des Regelkreises und bekommen Empfehlungen, um bessere Entscheidungen treffen zu können.
Trustworthy AI: Vertrauen ist essenziell für die Akzeptanz von AI
Die neueste Technologie kann wenig nützen, wenn sie nicht im Unternehmen von Mitarbeiter(inne)n akzeptiert und getragen wird. Im Falle von AI heißt das Schlagwort „Trustworthy AI“. Damit das Vertrauen der Mitarbeiter(innen) gewonnen werden kann, sind Transparenz, Nachvollziehbarkeit und die Möglichkeit der menschlichen Kontrolle ausschlaggebend. Eine rechtzeitige Einbindung der Nutzer(innen) der Systeme bereits während der Implementierungsphase sowie die Positionierung des AI-Systems als ein unterstützendes und nicht als verdrängendes System können eine höhere Akzeptanz in der Belegschaft erreichen.
Datenschutz am Arbeitsplatz
Die Befragungen von Betriebsrät(inn)en und Nutzer(inne)n der Systeme zeigten, dass die Akzeptanz auch gefährdet ist, wenn die Arbeitnehmer(innen) den Eindruck der Überwachung haben. Für die Nutzung von personenbezogenen Daten muss das Einverständnis der betroffenen Personen eingeholt werden, gleichzeitig aber soll keine „erzwungene Freiwilligkeit“ entstehen, wenn AI-Systeme im Betrieb eingesetzt werden. Die Inhalte und Erkenntnisse aus der bisherigen „AI for GOOD“-Projektarbeit sollen Erfahrungswissen für Unternehmen bereitstellen, Betriebsrät(inn)en im Umgang mit AI-Anwendungen helfen und Mitarbeiter(innen) über Rechte und Pflichten bei der Nutzung derselben informieren. Damit sollen die Wichtigkeit personenbezogener Daten und die Akzeptanz und Vertrautheit als entscheidende Kriterien im Umgang mit AI aufgezeigt werden. Zurzeit wird im Rahmen des Projektes gemeinsam mit Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter(inne)n eine Handlungsanleitung mit Formulierungsvorschlägen für Betriebsvereinbarungen mit Bezug zu AI-Anwendungen ausgearbeitet.