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Gütertransport per Bahn

Seidenstraße: Chinas Megaprojekt als Chance für Europa

Map of Silk Road, a network of overland routes that connected China to Middle East and Europe through Central Asia. The road network was used in the past centuries by merchants trading goods and silk between distant countries and cross-continental regions. Marco Polo, an italian explorer, is believed to have travelled the route in the 13th century. Geopolitics, commerce and diplomacy connected to history and geography. Map is blank, without country names. Map is for illustration puroposes only, country grouping and current borders status may differ.
Map of Silk Road, a network of overland routes that connected China to Middle East and Europe through Central Asia. The road network was used in the past centuries by merchants trading goods and silk between distant countries and cross-continental regions. Marco Polo, an italian explorer, is believed to have travelled the route in the 13th century. Geopolitics, commerce and diplomacy connected to history and geography. Map is blank, without country names. Map is for illustration puroposes only, country grouping and current borders status may differ.
iStock/Maxiphoto

Mit gewaltigen Bauprojekten will China seine Rolle als Weltmacht ausbauen und den Güterverkehr revolutionieren. Heimische Unternehmen können davon profitieren, sofern sich Österreich als Logistik-Hub positioniert.

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Ing. Mag. Rainer Will

Geschäftsführer Handelsverband, Board of Directors EMOTA

2013 verkündete die Regierung der Volksrepublik China ein atemberaubendes Projekt: den 500 Milliarden Dollar schweren Ausbau der internationalen Verkehrsinfrastruktur zur Förderung des Handels zwischen Asien und Europa. Getreu dem Motto „One Belt, One Road“ sollten zwei neue Seidenstraßen errichtet werden – eine auf dem Seeweg, die andere zu Lande über Bahnverbindungen auf 11.500 Kilometern Länge.

Präsident Xi Jinping hielt Wort. Seit Jahren bauen chinesische Ingenieure mit Geld aus Peking unzählige neue Eisenbahnlinien, Straßen, Häfen und Industrieparks in Asien, Europa und Afrika. 57 Länder und Regionen sind beteiligt, auch Österreich hat sich für 500 Millionen Dollar ein Mitspracherecht bei Projektvergaben gesichert. Nebeneffekt: Überall, wo derart gebaut wird, vervielfachen sich auch die Güterimporte aus China.

So hat sich der auf der Schiene abgewickelte transeurasischen Güterhandel zwischen 2014 und 2017 verfünffacht. Gehandelt werden Smartphones samt Billig-Zubehör, TV-Geräte, Sneakers und andere Lifestyle-Konsumgüter, von denen die kaufkräftigen europäischen Konsumenten nicht genug bekommen können.

Ungelöste Probleme: Produktpiraterie und Steuerumgehung

Für unsere Handelsbranche bedeutet das eine Umwälzung. Wenn AliExpress über die Seidenstraße liefert, wartet der Kunde in Österreich künftig nicht mehr vier Wochen auf sein Paket, sondern nur noch zwei. Das befeuert die Dynamik am Markt und verringert einen der letzten Wettbewerbsnachteile, den die Asiaten gegenüber der europäischen Konkurrenz noch haben. Hinzu kommt die ungelöste Steuerumgehungs- und Produktpiraterie-Problematik. 2017 gelangten 560 Millionen Pakete im Cross-Border-Handel über dominante chinesische Versandhändler in die EU, davon rund sechs Millionen nach Österreich.

97 Prozent dieser Sendungen kommen gänzlich zoll- und mehrwertsteuerfrei nach Europa, weil Freigrenzen ausgenutzt oder mit kriminellen Falschdeklarationen umgangen werden. Dem Fiskus entgehen Millionen an Steuereinnahmen, gleichzeitig werden heimische Händler aus dem Markt gedrängt. Das Schadensausmaß liegt hierzulande bei mehr als 120 Millionen und europaweit bei sieben Milliarden Euro. Der österreichische Zoll wiederum hat 2017 fast 250.000 gefälschte Produkte im Wert von mehr als 13,7 Millionen Euro beschlagnahmt. Der Konsument trägt das volle Risiko, den vorab entrichteten Kaufpreis nicht mehr zurückzuerhalten.

Höchste Zeit, sowohl die chinesischen Online-Händler als auch die führenden Plattformen wie Amazon stärker in die Pflicht zu nehmen. Nur so können die Chancen aus dem Ausbau des Logistiknetzes über die Seidenstraße volkswirtschaftlich genutzt werden. Österreich sollte hier analog zu Deutschland vor einzelstaatlichen Schritten nicht zurückschrecken, um für faire Spielregeln zu sorgen. Dazu gehört auch ein Ende der Bevorzugung Chinas im Weltpostvertrag. Aktuell können chinesische Onlinehändler ihre Pakete zu stark reduzierten Versandpreisen in die EU schicken, da China zu den Entwicklungs- und Schwellenländern gezählt wird.

Produkte „Made in Austria“ als Exportschlager

Allen Herausforderungen zum Trotz darf die heimische Wirtschaft auf positive Effekte der Belt-and-Road-Initiative hoffen. So könnten die bisher bestätigten Infrastrukturmaßnahmen das österreichische BIP um 130 Millionen Euro erhöhen – durch gesteigerte Exporte aufgrund chinesischer Investitionen auf dem Balkan, die eine stärkere Nachfrage nach österreichischen Produkten bewirken.

Auch China selbst ist für Österreich ein Zukunftsmarkt. Aktuell liegt das Reich der Mitte in der österreichischen Importstatistik mit 8 Milliarden Euro auf Platz drei. In der heimischen Exportwirtschaft liegt China mit einem Volumen von 3,3 Milliarden Euro an zehnter Stelle – mit Luft nach oben. So soll sich der bilaterale Außenhandel Chinas mit der EU im nächsten Jahrzehnt mit +80 Prozent weit dynamischer entwickeln als etwa der Handel mit den USA (+30 Prozent).

Von der Seidenstraße könnte hierzulande vor allem die Maschinen- und Nahrungsmittelindustrie profitieren, denn hochwertige Produkte „Made in Austria“ sind ein Exportschlager. Österreich kann mit seiner erstklassigen Infrastruktur und seiner Lage im Herzen Europas aber auch als logistisches Drehkreuz fungieren. Der Handelsverband unterstützt über die Cross-Border-Initiative gateway2asia mittelständische Händler bei der Eroberung neuer Märkte in Fernost.

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