So soll die europäische Dateninitiative GAIA-X Innovation vorantreiben und Datensouveränität stärken, erklärt Günther Tschabuschnig, CIO der ZAMG.
Dipl.-Ing. Mag. Günther Tschabuschnig
Chief Information Officer der Zentralanstalt für Meterologie und Geodynamik (ZAMG), Präsident der Data Intelligence Offensive (DIO)
Foto: ZVG
Welchen Platz nimmt die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in der österreichischen Datenlandschaft ein?
Wir sind das älteste meteorologische Institut der Welt. Man könnte auch sagen, wir betreiben seit 1851 Data Analytics. In den beiden Datenzentren der ZAMG liegen 22 Petabyte an Daten, und pro Minute kommen 100.000 Datensätze dazu. Data Driven Development liegt im Kern unseres Tuns, egal ob es um das Wetter, die Auswertung illegaler Atomtests oder die Analyse von Erdbeben geht. Damit sind wir einer der größten Big-Data-Anwender und -Treiber in Österreich. Auch aus diesem Grund hat das BMK die Data Intelligence Offensive (DIO) gestartet, um alle datenverwendenden oder -produzierenden Stakeholder in Österreich an einen Tisch zu bringen.
Wie würden Sie die österreichische Dateninfrastruktur beschreiben?
Als Inseln in einem großen Meer. Wir haben sehr viele exzellente Leuchttürme. Wirklich interessant wird es aber, wenn man beginnt, diese Daten zu vernetzen und auszutauschen. Gerade als nicht ganz so großes Land haben wir in Österreich die Chance, an einem gemeinsamen Datenökosystem zu arbeiten. Das ist auch das erklärte Ziel der DIO. Die Wetterdaten sind für sich allein genommen schon interessant, aber was passiert, wenn man diese zum Beispiel mit Daten aus der Logistik oder der Medizin verbindet? Da können komplett neue Services und Dienstleistungen entstehen.
Wie soll GAIA-X das österreichische Datenökosystem verändern?
Daten machen ja nicht an der Grenze halt. Wenn man das Wetter vorhersagen will, braucht man länderübergreifende Daten. Gleichzeitig möchte man auch die Datensouveränität beziehungsweise Datenhoheit behalten. GAIA-X stellt da jetzt ein ganz wichtiges europäisches Rahmenwerk dar. Daten sind ein sehr wertvolles Gut geworden. Sie aus der Hand zu geben, ohne zu wissen, was mit ihnen, etwa bei den Hyperscalern, passiert, ist in gewisser Weise ein Risiko. Das wollen wir nicht eingehen, sondern versuchen, die Datenhoheit in Europa zu behalten. Mit der Ö-Cloud gibt es da auch eine ähnliche Initiative in Österreich.
Wie können sich österreichische Unternehmen in GAIA-X einbringen?
Wir haben in Österreich sehr viel Know-how im Bereich Data Ecosystem: Wie können Unternehmen oder Institutionen multilateral Daten austauschen? Die deutschen Kollegen sind dagegen sehr gut im Bereich Trust Space und Industrial Data Space – wenn ich meine Daten bilateral hergebe, muss ich dem Gegenüber vertrauen können. Warum also nicht beides kombinieren und statt bilateral multilateral tauschen? Diese Vernetzung von Singleplayern hat auch einen Vorteil gegenüber den großen Cloudanbietern: Es geht nicht nur um den Austausch von Daten, sondern auch um Expertise. Wenn wir unsere Kräfte bündeln, dann können wir mit unserem dezentralen Domainwissen auch gegen die Großen bestehen. Datenökonomie ist eben keine rein technische Wissenschaft. Um Erfolg zu haben, muss man auf eine starke Community vertrauen können.
Sie möchten mehr erfahren?
Weitere Informationen finden Sie unter www.dataintelligence.at